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Rückkehr zum Steuersatz von 19 % für die Gastro. Ein Kommentar.

22.11.2023

Es war leider abzusehen. Die reduzierte Umsatzsteuer von 7 % für die Gastronomie wird nicht erneut verlängert und läuft zum 31.12.2023 aus. Ab nächstem Jahr gilt also wieder der reguläre, „alte“ Mehrwertsteuersatz von 19 %. Während einige Wenige relativ gleichgültig diese Entscheidung der Ampel hinnimmt, ist der Großteil der Gastronomen hocherzürnt.

Warum gab es die 7 % überhaupt?

Kurz zur Erinnerung: Die 7 % für die Gastronomie und Verpflegungsdienstleistungen wurde vorübergehend zur Entlastung der durch Corona gebeutelten Branche eingeführt. Genauer gesagt waren es im Jahr 2020 zeitweise sogar nur 5 %, die an den Fiskus flossen. Ab 2021 galten 7 %. Zum Jahresende 2021 und 2022 hin wurde die reduzierte Umsatzsteuer dann jeweils für ein Jahr verlängert. Einerseits, weil die Branche auch 2022 noch aufgrund von Corona-Bestimmungen größere Umsatzeinbußen verzeichnete, andererseits, weil die Energie- und Lebensmittelkosten in die Höhe schossen.  Nun aber ist Schluss mit der Sonderbehandlung. Nach einem ewigen Eiertanz endet dieses Drama. Auch groß angelegte Werbekampagnen von Dehoga und Co. haben augenscheinlich nicht genug Druck erzeugt. Von einstigen Versprechern – sorry, ich meine natürlich Versprechungen – der Politiker ganz zu schweigen: „Schaffen wir nie wieder ab“.

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Betrifft das überhaupt die Food Trucks?

Ja. In gewisser Weise schon. Wenn du ausschließlich deine Speisen to go in Einwegbehältnissen verkaufst, dann betrifft es dich nicht. Hierfür sind nach wie vor lediglich 7 % UST fällig. 

Außer, du bietest deinen Kunden Sitzgelegenheiten an, an denen sie die Speisen verzehren. Oder wenn du deine To-Go-Speisen in Mehrwegbehältnissen verkaufst. Auch dann sind 19 % fällig. Schließlich wollte der Staat mit dem eingeführten Einwegverbot ja etwas für die Umwelt tun. Am besten klappt das natürlich durch eine höhere Besteuerung …

Vor allem betrifft es jedoch dein Catering-Geschäft. Wofür in den letzten Jahren die reduzierte Umsatzsteuer galt, werden ab 2024 wieder die vollen 19 % fällig. Wo kämen wir denn hin, wenn es nicht auch hier wieder Ausnahmen gäbe, auf die ich an dieser Stelle aber nicht weiter eingehen möchte. Denn das deutsche Steuersystem hat nicht selten gar kein System. Es erinnert hin und wieder an eine an einem Stammtisch getroffene Absurditätsentscheidung.

Wenn als nächstes jemand mit einer hellen Hose den Laden betritt, dann werden Süßkartoffeln mit 19 % besteuert. Und scheinbar kam an dem Tag, an dem das beschlossen wurde, eine Person mit heller Hose als nächstes in den Laden.

HILFE, DAS SCHNITZEL WIRD TEURER!

Oh. Mein. Gott. „Das Schnitzel und der Rostbraten werden teurer“ – solche Sätze standen in den letzten Tagen in so gut wie jeder Online-Zeitung. Soweit mag das zutreffen. Aber alle anderen Speisen werden eben auch teurer. Nicht nur das Schnitzel und der Rostbraten. Vielleicht nicht um die volle Differenz der beiden Steuersätze. Aber eine flächendeckende Erhöhung wird es definitiv geben. Corona war das eine. Ein stetig steigender Mindestlohn und ein fortwährender Fachkräftemangel sind das andere.

Den jetzigen Mindestlohn hätte ich bei meinen Aushilfsjobs während der Schule und im Studium übrigens blind genommen. Das nur als kleine Randnotiz. Denn der Schuh drückt an einer ganz anderen Stelle, nämlich am bezahlbaren Wohnraum (und Arbeitsraum). 20 Jahre strukturelles Kollektivversagen. Wir befinden uns hier in einem Teufelskreis.

Aber auch die überdimensionale Inflation der letzten Jahre hat ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur bei Privatpersonen. Es ist also nur folgerichtig, dass die Preise auch in der Gastronomie anziehen. Ob das im Einzelfall immer legitim ist, ist die andere Frage. Ich persönlich finde es mittlerweile absurd, für einen Latte Macchiato 4,50 € hinblättern zu müssen und zwar egal wo. Im Szene-Café in der Innenstadt ist es dann noch einmal mehr für einen Hauch Espresso mit geschäumter Milch. Aber sehen und gesehen werden … Und wenn das Schnitzel jetzt schon 24,90 € kostet, dann muss es im nächsten Jahr nicht 49,99 € kosten.

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Die Rückkehr zu 19 % ist ein Fehler –>Das schaffen wir nie wieder nicht ab

Nach der Entscheidung machen sich viele Leute öffentlich wichtig.
Genau wie ich.
Ha. 

Aber sie suchen nach Argumenten, um diese Entscheidung zu rechtfertigen und als das „Richtige“ für den Staat zu interpretieren.
Das Argument mancher Ökonomen und „Wirtschaftsweisen“, die Rückkehr zu 19 % in der Gastronomie wären der richtige Schritt, weil vor allem die Haushalte mit hohem Einkommen stärker von der reduzierten UST profitieren würden als die mit niedrigem, scheitert schon in ihrer Logik. Natürlich gehen Menschen mit mehr Geld öfter ins Restaurant als „ärmere“. Weil „Ärmere“ es sich eben nicht (so oft) leisten können. Nun aber, wenn Essen gehen noch teurer wird, können es sich noch weniger „Ärmere“ leisten.
Selbstverständlich „sparen“ die „Reichen“ mehr Geld beim Essen gehen, wenn die Preise in der Gastronomie mit 7 statt mit 19 % UST von den Gastronomen kalkuliert sind. Einfach aus dem Grund, weil die „Ärmeren“ – übertrieben gesagt – nun gar nicht mehr essen gehen. 

Immerhin können die „Ärmeren“ jetzt das komplette Geld fürs Essen gehen sparen, weil sie sich das Essen gehen an sich schon nicht mehr leisten können oder wollen.
Klingt das logisch? Eindeutig ja.

Ja, die reduzierte UST sollte eine Steuerentlastung für die durch Corona und Energiepreise gebeutelte Gastronomie-Branche sein. Und weil Corona das wirtschaftliche Leben aktuell nicht mehr beeinträchtigt, gäbe es nach der Sicht der Lenker und „Denker“ keinen Anspruch mehr auf diese Entlastung, um die klaffende Wunde im finanziellen Haushalt des Staates noch weiter aufzureißen. Doch hierfür gibt es drei Gründe, warum auch dieses Argument hinkt.

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1. Ein einigermaßen solides 2022 und 2023 kann die Defizite aus den Corona-Jahren nicht wettmachen. Auch Coronahilfen und Co. konnten nicht den Umsatzausfall kompensieren, den die Branche erleiden musste. Persönlich habe ich durch COVID für 2020 und 2021 nach Gegenrechnung der Coronahilfen immer noch ein Minus von ca. 30 %. Die Krise ging also zu Lasten meiner Ersparnisse und Altersvorsorge.

2. Auch, wenn in den meisten Ländern ein höherer UST-Satz in der Gastro gilt als auf Lebensmittel, ist es für mich nach wie vor nicht plausibel, warum überhaupt jemals 19 % in der Gastro gegolten haben. BTW: Viele europäische Länder haben für die Gastro, zumindest vorübergehend, einen reduzierten UST-Satz beibehalten.

3. Aus Punkt 2 ergibt sich Punkt 3: Warum muss eine, wenn nicht DIE, der durch die Krisen am stärksten gebeutelten Branche für das Unvermögen und Chaos der Politik herhalten, wenn es darum geht, Staat/Ländern/Kommunen Geld in Form von Steuern zuzuspielen? Gibt es dafür keine andere Möglichkeit in BER? Entschuldige ich meine GER.
Wenn ich mir anschaue, in welcher Frequenz alleine in meiner näheren Umgebung öffentliche Gelder durch abermalige „Renovierungen“ von Straßenbelägen und das Verlegen von Glasfaserkabeln nahezu verprasst wurden, wäre das ein guter Ansatz, um hier zu sparen.

Zur Erklärung: 

In meiner Wohngegend wurden alleine für die Verlegung von Glasfaserkabeln in einem Zeitraum von 2 Jahren DREIMAL DIESELBEN Straßen aufgerissen und neu geteert. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht wurden zweimal die falschen Kabel verlegt? Vielleicht hatte zweimal jemand vergessen, sie anzuschließen? Vielleicht hat jemand gestümpert? Vielleicht hat ein Bauarbeiter seine Brieftasche im Graben vergessen, aber wusste nicht, an welcher Stelle? Vielleicht musste aber auch einfach Geld ausgegeben werden?
Und generell wird gefühlt alle paar Monate in der Gegend eine Straße neu geteert, die eigentlich noch in einem Top Zustand ist und erst vor wenigen Jahren neu gemacht wurde. Und das ist nur ein Beispiel. Es lassen sich sicher zahllose weitere sinnlos und überflüssig erscheinende Baumaßnahmen finden, die mit öffentlichen Geldern finanziert wurden und werden.

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Waaas willlst du tuuuuun?

Ich nehme an, du weißt, was Inflation ist. Daher solltest auch du, grundsätzlich und unabhängig von allen anderen Ereignissen deine Preisstruktur in gewissen zeitlichen Abständen überarbeiten.

Sprich: Dein Mittagsangebot aus 2016 zu 4,90 € für eine Hauptspeise ist im Jahr 2023 einfach nicht mehr zeit- und wertgemäß.

Der einzige Wermutstropfen der Rückkehr zum alten Steuersatz: Ich habe nun zumindest eine Kalkulationsgewissheit. Denn dieses * in meinen Catering-Angeboten mit dem Hinweis, dass womöglich ab 2024 wieder der volle Steuersatz fällig wird und daher die Preise steigen können, nervte selbst mich irgendwann.

Denn logischerweise sehe ich es nicht ein, der Leidtragende zu sein. Ich bin vor vielen Jahren das Risiko eingegangen und habe mich selbstständig gemacht. Es hätte in die Hose gehen können und ich wäre womöglich mit Nichts dagestanden. Und für dieses Risiko möchte ich mich selbst belohnen. Schließlich geht es um die langfristige wirtschaftliche Existenz meiner Familie. Wie fast alle, betreibe ich meinen Food Truck nicht für karitative Zwecke und das ist mein gutes Recht. Für karitative Zwecke spende ich TEILE meines erwirtschafteten Geldes.

Kalkuliere immer Netto + Marge + Steuer

Daher gebe ich die Mehrwertsteuererhöhung 1:1 weiter. Also statt kalkuliertem Nettopreis + Marge + 7 % ist es jetzt eben der kalkulierte Nettopreis + Marge + 19 %. Meinen Firmenkunden wird das relativ egal sein. Für die ist die Umsatzsteuer ohnehin nur ein Durchlaufposten. Aber Privatpersonen müssen eben künftig tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ein Catering buchen möchten.
Zu meiner Verteidigung:
Ich verdiene dadurch nicht mehr, da die Umsatzsteuer ja an das Finanzamt fließt. Und die reduzierte Umsatzsteuer der letzten Jahre habe ich ebenfalls 1:1 weitergegeben. Es war also tatsächlich „günstiger“ für Kunden, als es bei 19 % der Fall gewesen wäre.
Meine Nettopreise behalte ich bei. Ich nutze die Erhöhung nicht, um in Rundumschlag-Manier nochmal eins draufzusetzen.

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